Ein äußerst bestürzender Fall von Vollmachtmissbrauch wurde unserer Stiftung zur Kenntnis gebracht. Ein verwitweter über 80jähriger, leicht dementer und sehr vermögender Herr hatte es versäumt, sich rechtzeitig über seine Vertretung im Alter Gedanken zu machen und eine Person seines Vertrauens zu bevollmächtigen oder eine Betreuungsverfügung zu erstellen.

Nur Tage nachdem seine Ehefrau verstorben war, begann die hilfsbereite Nachbarin sich um ihn zu „kümmern“. In rasantem Tempo war sie im Besitz einer notariell beglaubigten Vorsorgevollmacht, hielt sich täglich beim Vollmachtgeber auf, durchforstete nicht nur sein Anwesen sondern auch seine gesamten verwandtschaftlichen Verhältnisse. Durch Intrigen und beispiellose Manipulation ist es ihr über wenige Monate hinweg gelungen, den Vollmachtgeber vollständig abzuschotten und ihm zu suggerieren, er dürfe zu niemandem mehr Kontakt aufnehmen, von Angehörigen und Nachbarn gehe eine Gefahr für ihn aus.

Bis das daraufhin von den Angehörigen auf den Weg gebrachte Betreuungsverfahren Fahrt aufnehmen konnte, wurden für den Vollmachtgeber von der Bevollmächtigen Tatsachen von beispiellosem Ausmaß geschaffen. Sie kündigte seinen Mietvertrag, ließ das Anwesen vollständig räumen. Sie verschwand mit ihm über alle Berge, der Aufenthaltsort war unbekannt. Durch planvoll durchdachte, strafrechtlich relevante Machenschaften versuchte sie mit aller Macht, ihre uneingeschränkte Machtbefugnisse zu erhalten. Den Angehörigen ist es mit hohem Zeit-, Energie- und Kostenaufwand gelungen, den Vollmachtgeber zu „befreien“. Seinen über 40 Jahre lang bestehenden Lebensmittelpunkt – das Wohnhaus samt Inventar – hat er unwiederbringlich verloren.

Sollten Sie feststellen, dass ein Angehöriger, Nachbar, Patient, Kunde etc. in eine missbräuchliche Situation kommen könnte, sollten Sie nicht zögern und umgehend reagieren. Es kann sich um einen Zeitraum von nur wenigen Tagen handeln, in dem das oben Beschriebene oder ähnliches für einen hilflosen alten Menschen verhindert werden kann.

Zugleich sollten Sie für sich selbst eine solche Situation ausschließen, indem Sie sich frühzeitig informieren und – falls eine Vertrauensperson zur Verfügung steht – eine Vorsorgevollmacht nach rechtlicher Beratung erstellen.