Immer wieder werden todkranke Patienten für den Erhalt lebenswichtiger Organe illegal gezwungen tief in die Tasche greifen. Erst im Oktober 2007 wurde der Chefarzt des Universitätsklinikums Essen vom Dienst suspendiert. Dem Arzt wird vorgeworfen, dass er Patienten erst gegen Zahlung von Spenden zwischen 5.000- 10.000 Euro die notwendigen Organe transplantierte. Einer krebskranken Griechin soll er 60.000 Euro abverlangt habe, bevor er der ihr eine Leber transplantierte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug, Erpressung, Vorteilsannahme, Steuerhinterziehung und Verstöße gegen das Transplantationsgesetz vor. Das Transplantationsgesetz steht zehn Jahre seit seinem Erscheinen unter heftigster Kritik. Intransparenz und Kontolldefizite zeichnen es aus. Bei der Organvergabe fehlt eine – rechtsstaatlichen Grundsätzen entsprechende- Instanz, die die Organvergabe kontrolliert. In der Praxis hat die Bundesärztekammer die entsprechenden Kriterien festgelegt; eine privat organisierte Stiftung kümmert sich um die Organspende ; und die konkrete Verteilung führt die im niederländischen Leiden ansässige Firma Eurotransplant durch. In Deutschland stehen mehr als 12.000 Menschen auf der Warteliste. Rechtliche Mittel die Vergabe zu kontrollieren, wie etwa Einsprüche zu erheben, gibt es nicht. Auch die Ärzte schlagen Verbesserungen vor. Der Kieler Transplantationschirug Dieter Bröring fragt , ob der festgelegte Grundsatz, dass die – bei Niere und Lebern mögliche – Verpflanzung von Organen Lebender zweitrangig ist, wirklich noch gerechtfertigt" sei. Es gibt große Schwierigkeiten, wenn Eltern einen Teil ihrer Leber ihren Kindern spenden wollen, sagt Bröring. Gleichzeitig drohen Verpflanzungen menschlicher " Kleinteile" wie Augenhornhäute oder Knochen komplizierter zu werden. Das seit August gültige Gewebegesetz hat laut Holger Baumann, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation, erhebliche Rechtsunsicherheit gebracht. Das Gesetz ist derart vertrackt, dass die Kliniken, die überhaupt imstande sind Gewebe zu entnehmen keine Genehmigung dazu besitzen. Bleibt nur zu hoffen, dass Politiker und Gesetzgeber eine rasch eine praxistauglichere und gerechtere Lösung finden.